Ausstellung vom 11. Mai bis 15. August 2016 im ehemaligen Dominikanerkloster St. Blasius
Am 22. Dezember 1216 bestätigte Papst Honorius III. den neugegründeten Predigerorden, heute besser bekannt als Dominikanerorden. Den 800. Geburtstag beging der noch heute weltweit aktive Orden mit einem Jubiläumsjahr.
„Mehr als Schwarz & Weiß. 800 Jahre Dominikanerorden“. Mit diesem Titel wurde in der Dominikanerkirche St. BIasius am Albertus-Magnus-Platz in Regensburg die zentrale Ausstellung über den Dominikanerorden gezeigt. In einer der größten und bedeutendsten Bettelordenskirchen Deutschlands, einem Meisterwerk der Gotik, im Kreuzgang, der angrenzenden Albertus-Magnus-Kapelle und im Refektorium des ehemaligen Klosters illustrierten Exponate vom 13. Jahrhundert bis zur zeitgenössischen Kunst durch Geschichte und Gegenwart des Ordens.
Dabei führten in der mächtigen, nahezu 73 Meter langen und 25 Meter breiten dreischiffigen Basilika, die ab ca. 1240 mit einer Bauzeit von nahezu 150 Jahren errichtet wurde, und in den angrenzenden Räumlichkeiten Film- und Hörstationen sowie wertvolle Ausstellungsstücke wie mittelalterliche Handschriften, Goldschmiedearbeiten, Skulpturen und Gemälde die Besucherinnen und Besucher durch die Jahrhunderte: Vom Aufblühen der Gemeinschaft über die Schattenseiten, zu denen unter anderem die Rolle der Dominikaner als Inquisitoren gehört, bis zu den Visionen der großen Mystiker wie Meister Eckhart und dem Wirken der Ordensschwestern und Ordensbrüder im 21. Jahrhundert.
Regensburg – eine Stadt der Dominikanerinnen und Dominikaner
In Regensburg finden sich gleich mehrere Bezugspunkte zum Orden des hl. Dominikus. Sie ist die einzige Stadt Deutschlands, die seit 1229 eine ununterbrochene dominikanische Präsenz aufzuweisen hat. Bischof Siegfried berief 1229 die Predigerbrüder nach Regensburg, die hier die fünfte Niederlassung ihres Ordens in Deutschland gründeten. Wie die Minoriten erfreuten auch sie sich großer Beliebtheit und erfuhren so wichtige materielle Hilfe. Dank tatkräftiger Förderung durch Bischof, Domgeistlichkeit und Bürgertum konnten sie in der westlichen Vorstadt – noch innerhalb der Stadtmauer des 10. Jahrhunderts – ein Kloster errichten. Eine alte Konventstradition will wissen, Albertus Magnus, der große Universalgelehrte des Mittelalters und Kirchenlehrer, habe als Bischof von Regensburg (1260–62) zum Bau des Kirchenchores beigetragen. Zur Zeit seiner Blüte im späten 15. Jahrhundert zählte St. Blasius mit 49 Konventualen zu den größten Dominikanerklöstern Deutschlands.
Das im Jahr 1233 gegründete Kloster der dominikanischen Nonnen „Heilig Kreuz“ am Judenstein ist das älteste Dominikanerinnenkloster Bayerns und besteht trotz aller politischen und religiösen Wirren seither ununterbrochen. Im Zuge der Säkularisation erlosch im Jahr 1809 das dominikanische Leben der Brüder im Kloster St. Blasius, doch die Nonnen in Heilig Kreuz hielten die Stellung. 2001 errichteten die Dominikaner am Ölberg wieder ein Dominikanisches Zentrum.
Ab etwa 1274 gab es für rund 300 Jahre auf dem Adlersberg bei Regensburg ein Dominikanerinnenkloster. Die Kirche „Unserer Lieben Frau“ schmücken bedeutende Wandmalereien, unter anderem eine der ältesten bekannten Darstellungen der Schutzmantelmadonna.
Geschichte des Ordens
Der Dominikanerorden wurde vom hl. Dominikus von Caleruega, einem kastilischen Geistlichen, gegründet und im Jahr 1216 vom Papst als neuer Orden in der Kirche anerkannt. Ausdrücklicher Daseinsgrund des Ordens ist die Predigt, basierend auf Studium (besonders der theologischen Wissenschaften) und Gebet. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Predigen ein ausschließlich den Bischöfen vorbehaltenes Privileg; mit der Anerkennung des Ordens als „Predigerorden“ (Ordo fratrum Praedicatorum, OP), so der offizielle Name, wurde diese Aufgabe auch den Dominikanern übertragen.
Um dem Auftrag der Predigt gut gerecht werden zu können, verfügt der Dominikanerorden nach dem ausdrücklichen Willen seines Gründers über einige Besonderheiten: So blieben diejenigen Brüder, denen vor allem die Aufgabe der Predigt übertragen war, nicht ständig an einem Ort, sondern zogen immer wieder für einige Zeit als Wanderprediger – und zwar ganz ausdrücklich und als Zeichen der Armut zu Fuß – durch die Lande, um möglichst viele Menschen erreichen und zu ihnen predigen zu können. Bereits zehn Jahre vor der kirchlichen Anerkennung des Ordens hatte der hl. Dominikus im Jahr 1206 mit dem Aufbau des weiblichen Zweiges seines Ordens begonnen. Entstanden war dies gewissermaßen aus einer Notlage heraus: Durch seine Predigt hatte der hl. Dominikus Frauen, die sich häretischen Sekten angeschlossen hatten, für den katholischen Glauben zurückgewonnen. Um ihrem Wunsch, auch weiterhin ein strenges religiöses Leben führen zu können, nachzukommen, sammelte er sie in einem Kloster, wo sie nun als Nonnen lebten und vor allem anderen für die Mission der Brüder beteten. Bald folgten viele weitere Klöster in verschiedenen Ländern.
Heute weltweit
Heute ist der Predigerorden weltweit präsent. Besondere Tätigkeitsfelder sind die Seelsorge, der interreligiöse Dialog, Forschung und Wissenschaft sowie Bildung und Lehre.
Im Verlauf der Jahrhunderte haben sich dem Orden immer wieder und bis heute verschiedenste Arten von regulierten (nach einer festen Regel lebende) oder nicht-regulierten Laien und Welt-Geistlichen angeschlossen. Sie alle werden heute unter dem Begriff „Dominikanische Familie“ zusammengefasst.
Zur Ausstellung erschien ein Begleitband im Verlag Friedrich Pustet: Elias H. Füllenbach (Hrsg.), Mehr als Schwarz und Weiß. 800 Jahre Dominikanerorden. ISBN/EAN: 9783791727578.
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