Tondo einer Madonna mit Kind und Lilie
(Scheibenrelief aus Stein, 1861) am Westportal von St. Ulrich, Domplatz 2
Orientiert an italienischen Vorbildern präsentiert der Steinmetz Fidelis Schönlaub (+1883) aus München, der bei der Aufstockung der beiden Türme (1859) an der Dombauhütte tätig war, zum Domplatz hin ein Rundrelief (Tondo) der Gottesmutter mit dem Jesuskind.
Die Ulrichskirche hatte aus gotischer Zeit wohl eine Vorhalle, die im Rahmen der Domarbeiten ab Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde.
Das Relief zeigt eine introvertierte Maria, die die Augen fast ganz geschlossen hält und ihren Kopf leicht nach rechts zum Jesuskind hinneigt. Sie sitzt auf einer breiten Bank und hält den lebhaften Jesusknaben an ihrer rechten Seite sicher mit zwei Händen. Dieser schaut interessiert und segnend auf den Eintretenden (die Finger der segnenden, rechten Hand, sind teilweise abgebrochen). Eine konturierte Lilienvase am linken Rand symbolisiert die Jungfräulichkeit der Gottesmutter. Beide Personen haben einen schlichten Scheibennimbus.
Auffällig sind die plastischen Gewänder Mariens, die aus dem Tondo heraus auf den Betrachter zu Füßen herunter zu wallen scheinen. Zwei Flächen des Gewandes treten hervor: die beiden von den Knien der Sitzenden herabreichenden Gewandflächen, die erst bei den Füßen sich wieder in Falten legen. Bemerkenswert ist das Maphorion (Kapuzenumhang) Mariens, das nur wenig Haar zeigt, welches aber rechts ihres Rückens doch lang hinabfällt.
Viele weitere Hausmadonnen und Mariendarstellungen in den Straßen von Regensburg finden Sie in „Die Schönste von allen“, hrsg. von Josef Kreiml, Maria Baumann und Achim Dittrich im Verlag Friedrich Pustet 2022.