Giuseppe Vallardi, Kulissenkrippe oder Teleorama mit Darstellung der Anbetung der Hirten, Mailand, Januar wohl 1829
In einem Guckkasten mit seitlich einfallendem Licht zeigt die Krippe auf sechs Kulissenbildern, die perspektivisch hintereinander aufgestellt werden, und einem abschließenden Prospekt, die Anbetung der Hirten. Die Tiefenwirkung ist erstaunlich.
Das harmonikaartig ausziehbare Teleorama erzeugte mit den hintereinander angeordneten Kulissen eine tiefenräumliche Illusion und damit Bewegung. Die Statik des Bildes sollte durch den Teleblick aufgelöst werden. In England und Deutschland und – wie das Beispiel zeigt – in Italien waren um 1820/30 Teleoramen ein beliebtes Souvenir.
Gedruckter Titel auf der Rückseite des Prospektes: „Giuseppe Vallardi / Prorietario
dell´antico Negozio / (sotto la ditta di Pietro e Giuseppe Vallardi) / Editore e Negoziante / di Stampe, Libri, Carte Geografische, Disegni, Quadri, / e Calcografo / In Milano / Cont.de S. Margherita No. 1101.
Handschriftlich ergänzt mit Feder in Dunkelbrau: „67. Carlo / Ferrari / Moreni“
Die Bezeichnung Teleorama leitet sich von den griechischen Wörtern tẽle (fern) und hórāma (Anblick) ab. Die ersten Teleoramas wurden in den 1820er Jahren durch den deutschen Kunsthändler und Verleger Heinrich Friedrich Müller (1779 – 1848) bekannt. Sie ähneln in ihrem Aufbau einem Papiertheater und in ihrer Funktion einem Guckkasten. Im 19. Jahrhundert erlangten Teleoramas große Beliebtheit als Souvenirs, da sie durch ihre Größe, ihr Material und durch die Möglichkeit des Faltens leicht zu transportieren waren. Der Wunsch eine virtuelle Realität (englisch: virtual reality) zu schaffen, existiert nicht erst seit der heutigen Zeit, sondern ist schon seit mehr als 300 Jahren ein faszinierendes Thema.
handkolorierte Kupferstiche, zusammenklappbar, Höhe 16,5 cm; Breite 19 cm, Länge im Kasten 95 cm;
Inv.-Nr.: 2022/1013