Schreibmaschine des Dompredigers Dr. Johann Maier (1906‒1945)
Mit dem Namen Dr. Johann Maier verbinden wir heute das Kriegsende in Regensburg wie mit kaum einer anderen historischen Persönlichkeit. Am 24. April 1945, nur wenige Tage vor der kampflosen Übergabe der Stadt Regensburg an die US-Truppen, wurde der 38-jährige Dr. Johann Maier zusammen mit Josef Zirkl auf dem ...
... Moltkeplatz (heute Dachauplatz) von den Nationalsozialisten ermordet. Seit Januar 1939 und bis zu seinem Tod am Galgen füllte er das Amt des Dompredigers aus. Jeden Sonntag predigte er in der Kathedrale, genau beobachtet von den Machthabern und ihren Schergen. Standfestigkeit, Mut und Einsamkeit waren mit dieser Aufgabe verbunden, wie aus einer seiner letzten Predigten hervorgeht: „Glaubt es, wenn je, dann zittert heute ein Priester, wenn er seinen Mund aufmachen muß und Antwort geben auf die Fragen all derer, die ihn noch hören wollen“ (15. April 1945).
Dr. Maier führte ein Predigt-Tagebuch, in dem er seine Predigttätigkeit dokumentierte. Es umfasst die Zeitspanne vom 1. November 1935 bis zum 15. April 1945. Viele hundert Male predigte er insgesamt im Regensburger Dom. Vergleichsweise wenige Predigtmanuskripte sind von ihm erhalten, nur etwa 30 werden im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg verwahrt. Sie wurden zumeist erst im Nachhinein ins Manuskript gebracht, auf Grundlage stenografierter Mitschriften einiger Schulschwestern des Niedermünsters. Auf die Kanzel war der Domprediger stets mit handschriftlichen Notizen gestiegen.
Viele Jahrzehnte nach dem Tod Dr. Maiers gelangte seine Schreibmaschine in den Besitz der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg, jenes Gerät also, mit dem er seine Texte und andere Schriftstücke ins Reine schrieb. Das Objekt ist jedoch auch stiller Zeuge jener Momente, in denen der Domprediger seine Predigtnotizen handschriftlich zusammenstellte – sich immer der Gratwanderung zwischen Verkündigungsauftrag an die Menschen seiner Zeit und dem steigenden Misstrauen der NS-Obrigkeiten bewusst.
Es handelt sich um eine Reiseschreibmaschine des Typs "Erika" - Typ 6 (Markteinführung 1932), entstanden vermutlich gegen Ende der 1930er-Jahre. Sie verfügt über vier Tastenreihen mit Tabulator und wird in einem Schreibmaschinenkoffer verwahrt. Im Deckel ist eine kleine Bürste mit Holzgriff beigefügt; ebenda auch ein eingeklebter Zettel mit der Adresse von Dr. Johann Maier: Bischofshof, Rückgebäude 1.
Schachtel geschlossen: 33 × 32 × 14,2 cm
Maschine ausgepackt (mit Unterlage): 29,8 × 30,6 × 13,5 cm
Inv.-Nr. 2020/1066
Leider konnte die Ausstellung zum Kriegsende in Regensburg im Museum St. Ulrich coronabedingt nicht stattfinden. Sie wurde stattdessen digital umgesetzt ‒ besuchen Sie sie HIER.