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Foto: Wolfgang Ruhl

Rosenkranztäfelchen aus der zerstörten Obermünsterkirche
Pfingsten

Am 50. Tag nach Ostern findet das Pfingsfest statt. Es erinnert an das Kommen des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu, das sie in die Welt hinausziehen und das Wort Gottes verkünden ließ. An Pfingsten wird daher (auch) der „Geburtstag der Kirche“ gefeiert.

Nach der Apostelgeschichte waren die Anhänger Jesu, seine Mutter und Brüder (Apg 1,14) in Jerusalem für das jüdische Erntedankfest Schawuot versammelt. Auf einmal war ein Brausen vom Himmel zu hören und ein Getöse erfüllte das Haus, in dem sie sich eingefunden hatten. In Form von Feuerzungen kam der Heilige Geist auf jeden einzelnen der Anwesenden herab. Erfüllt vom Geist Gottes begannen die Jünger in vielen fremden Sprachen zu sprechen. Jeder, der sie hörte, konnte sie in seiner eigenen Sprache verstehen (Apg 2,1‒41).

Das beschriebene Herabkommen des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu und seine Mutter Maria zeigt auch unser Kunstwerk des Monats. Die Gottesmutter sitzt auf einem Steinblock im Zentrum der Bildtafel, umringt von zwölf Jüngern. Sie alle haben ihren Blick nach oben gerichtet, flammende Feuerzungen erscheinen über ihren Köpfen. Über der Szene schwebt der Heilige Geist als Taube in einem Lichtkranz, dichte Gewitterwolken verdunkeln die Szenerie.

Auf den ersten Blick erscheint das bemalte Täfelchen unscheinbar. An seinen Rändern ist erkennbar, dass es einst von einem ovalen Goldrahmen eingefasst war und mit Schrauben montiert werden konnte. Allein die Liste der Orte allerdings, an dem es montiert war, lässt es zu einem erstaunlichen Zeitdokument der Regensburger Geschichte werden:

Die kleine Blechtafel gehört zu einem Zyklus von Rosenkranztäfelchen und stammt ursprünglich aus der Regensburger Dominikanerkirche St. Blasius. Wahrscheinlich im Zuge der teilweisen Regotisierung dieser Kirche um 1870 wurden die stilistisch dem Spätbarock zuzuordnenden Rosenkranztäfelchen in die Obermünsterkirche transferiert. Dort waren sie an den Antependien der Seitenaltäre angebracht.

Nachdem das aus etwa zwanzig Tafeln bestehende Ensemble ­‒ Darstellungen aus dem Leben Christi sowie dem Marienleben ‒ zum Teil die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg überstanden hatte, wurden die Reste bedauerlicherweise in alle Welt zerstreut. Jedoch: Alle Täfelchen konnten in den letzten Jahrzehnten aus dem Kunsthandel wieder zurückerworben werden.

Regensburg, frühes 18. Jh.
Öl auf Kupferblech
33 × 21,8 cm
Inv. Nr. 2011/0024