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Foto: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg

Sog. Wolfgangskamm, um 1100

Ein für ein Domschatzmuseum ungewöhnliches Ausstellungsstück ist der Kamm aus Elfenbein, der wohl um 1100 in Süditalien entstanden ist. Es handelt sich um einen schlichten, flachen Doppelkamm in Rechteckform mit sehr niedrigem Mittelteil und breiten seitlichen Wangen.


Zugehörig ist ein (allerdings erst aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammendes) Lederetui mit abziehbarem Deckel, welches mit feinen eingeprägten Pflanzenmuster auf gekörntem Grund verziert ist: reich bewegte, spiralig geschwungene und vielfältig auslappende Blattrankenmotive beleben die Fläche. Zum ersten Mal erwähnt wird der Kamm im Inventar von 1672: \"Ein Helffenbainener Khämpel mit silber beschlagen\". Seit dem Inventar von 1753 wird er als „Wolfgangskamm“ bezeichnet.
Wie kam der Kamm zu diesem Namen? In der mittelalterlichen Liturgie gehörte das Kämmen der Haare wie das Waschen der Hände zu den vorgeschriebenen Handlungen des Priesters vor Beginn der Meßfeier. Auch bei der Liturgie des Pontifikalamtes wurde der auf seinem Thron sitzende Bischof gekämmt. Allerdings wurde der Brauch des liturgischen Kämmens schon im Hochmittelalter ungebräuchlich und geriet allmählich in Vergessenheit. Relativ häufig schloss man daher später aus dem Vorhandensein solcher Kämme in kirchlichen Schatzkammern, hier sei der Kamm eines besonders verehrten Heiligen aufbewahrt worden: In Regensburg stand der heilige Wolfgang Pate.

Zu sehen im Domschatzmuseum
Sog. Wolfgangskamm
Süditalien (?), um 1100
Inschrift 15. Jh., Silbermontierung 1881
Elfenbein, Silberspangen, Lederetui (16. Jh.)
D 1974/75 a-b