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Nicole Ahland (*1970)
Das Haus # 4

Nicole Ahland, Das Haus # 4, 2015, Fotografie, 60 x 60 cm

Nicole Ahland fotografiert analog; sie arbeitet mit unterschiedlichen Lichteinstellungen und Belichtungszeiten der Kamera, wodurch sie ein breites Spektrum von tiefem Schwarz bis zur grellen Helligkeit erzielt. Die Räume in den Fotografien sind nicht aktiv von der Künstlerin inszeniert, auch die Räume in der Serie „Das Haus“ aus dem Jahr 2015 hat Nicole Ahland so vorgefunden.

 

In „Das Haus # 4“ fällt seitlich Tageslicht in das Innere des geöffneten, von bizarrem Schimmelbefall überwucherten Schreibpultes. Der schmale Lichteinfall bringt kein „Licht ins Dunkle“ des rätselhaften Ortes, ein freier Blick aus dem Fenster bleibt verwehrt und führt uns wieder in den Raum zurück. Indes geben das Mobiliar und die Einrichtungsgegenstände ein beredtes Zeugnis vergangener Größe: Es handelte sich um einen herrschaftlichen Wohn- und Arbeitsort auf dem Land. Das Thema des demographischen Wandels in ländlichen Gebieten im Osten und Westen von Deutschland klingt an. Dieses Phänomen kann mit dem Begriff der Landflucht umschrieben werden, in deren Folge Häuser zerfallen, ganze Ortschaften verwaisen und die dörfliche Infrastruktur zusammenbricht. Für die Künstlerin stehen die Räume auf den Fotografien stellvertretend für die Menschen, die dieses Schicksal ereilt. Die zeitliche Dringlichkeit der künstlerischen Auseinandersetzung mit dieser Problematik hat sich Nicole Ahland vor Ort quasi aufgedrängt: „Ich hatte den Eindruck, ich muss das so deutlich festhalten, dieses Haus, welches schon bald danach nicht mehr existieren wird.“ (Aus einem persönlichen Gespräch der Autorin mit Nicole Ahland. Wiesbaden, 9. April 2015).
Anja Cherdron-Modig

Nicole Ahland
Das Haus # 4, 2015
Fotografie (Chromogener Abzug auf Dibond)
60 x 60 cm


Zu sehen ab 12. Juni in der Ausstellung „Ich bin da. Künstlerische Perspektiven zum Thema Flucht“ in St. Klara