Vulkangucker
Drei schräg nach links stehende schwarze menschliche Gestalten blicken von rechts in einen roten Strudel mit einem stark pastosen Zentrum.
In wahren Farbkaskaden, in ihrem dichten Auftrag nahezu dreidimensional, bringt Tobias Kammerer das Licht auf die Leinwand. Das Werk erfasst das Sehnsuchtsmotiv. Der Künstler lässt uns an der Seite der drei Vulkangucker einen Blick in das Herz der Erde wagen. Das brodelnde Magma ergießt sich über die Bildfläche und reizt mit dem Gefühl der Gefahr.
Die Griechen nannten die Sehnsucht Epithymia, ein intensiv gefühltes Verlangen. Thymós bedeutet eigentlich Sturm, Bewegung, Lebenskraft. Desiderium, der lateinische Begriff, meint einen brennenden Wunsch und ist von sidus, dem Gestirn, abgeleitet. Die römischen Philosophen sprechen von einem fast qualvoll erlebten Begehren nach etwas, das genauso wenig greifbar ist wie die Sterne.
Man kann den Blick auf sie richten, ergreifen kann man sie nicht. Wir möchten so gerne die Schöpfung begreifen, doch letztlich bleibt sie Geheimnis und weist in ihrer Kraft den Menschen in seine existentiellen Schranken.
Doch wir riskieren gerne den sehnsüchtigen Blick über unsere Grenzen, in die Tiefen des Vulkankegels ebenso wie in die unfassbaren Höhen des Universums.