Flucht = Leid = am eigenen Leib
Eine alte Dezimalwaage ist mit Schuhen bestückt. Dezimal- oder Zehntwaagen dienen zum Wiegen großer Lasten mit kleinen Gewichten. Ihr Name leitet sich davon ab, dass zum Wiegen der Last ein Gegengewicht von nur einem Zehntel des Gewichts der Last benötigt wird.
Schuhwerk von gestern wird mit modernen, aber abgetragenen Schuhe aufgewogen. Die alten und neuen Schuhe sind als Symbol für das Weggehen und Ankommen zu verstehen. Heute wie früher sehen sich Menschen aus unterschiedlichen Grün-den gezwungen, zu flüchten und weite Wege auf sich zu nehmen.
Dieses Kunstwerk wirft etliche Fragen auf:
Ist das Leid vergangener Tage (alte Schuhe) größer als das heutige (neue Schuhe) zu bewerten?
Darf man sich anmaßen, darüber zu urteilen?
Wird das Verständnis für Flüchtende größer, wenn Leid „am eigenen Leib“ erfahren wurde?
Inwiefern spielt die eigene Familiengeschichte für die Bereitschaft, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, eine Rolle?
Wie schwer muss ein Abwägen aus der Sicht der Flüchtenden sein, sich der Gefahr vor Ort oder den Gefahren der Flucht zu stellen?
Parallelen zur aktuellen Flüchtlingskrise lassen sich herstellen: ohne Zweifel ist Flucht für die Betroffenen physisch wie psychisch extrem belastend. Gleichzeitig wird die Flüchtlingskrise von manchen als sehr belastend empfunden.
Lässt sich vielleicht die Last – wie bei der Zehnt-waage - auf ein Bruchteil (ein Zehntel?) reduzieren, wenn zunächst abgewogen und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht wird?