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Geburt Christi

Dezember Geburt Christi

Das qualitätvolle spätgotische Relief in massivem Profilrahmen an der Chor-Südwand der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Kelheim zeigt die Darstellung der Geburt Christi vor weitem felsigem Landschaftshintergrund mit der Verkündigung an die Hirten. Die Gesamtszenerie ist ausgesprochen detailreich und bunt geschildert.

Durch das mystische Schrifttum aus dem 14. Jahrhunderts, die Offenbarungen der hl. Birgitta von Schweden, wurde das Motiv der Anbetung des nackt am Boden liegenden Kindes durch die kniende Gottesmutter angeregt: die in Bethlehem empfangene Vision von der schmerzlosen Geburt Christi. Die neuen bildhaften Darstellungen schildern die Geburt des Christuskindes als einen eher spirituellen denn natürlichen Vorgang. Der neue ikonografische Typus verbreitete sich rasch in den Norden, zuerst in der Buchmalerei, ab 1400 auch in der Tafelmalerei.
Maria kniet in tiefer Anbetung vor ihrem Kind, das sie nach der birgittischen Vision in einem einzigen wundersamen Augenblick ohne Schmerzen und Schwächung zur Welt gebracht hat.
Abweichend vom Text breiten Engel hier den (Schutz-)Mantel Mariens zu einem Bettchen aus, damit das Kind nicht auf der bloßen Erde liegen muss. Das Gold des Mantels in seinem reichen knittrigen Faltenwurf umhüllt das Jesuskind wie eine Gloriole und bildet damit den in der Vision beschriebenen Schein des „unsagbaren Lichts“ ab, das von dem menschgewordenen Sohn Gottes ausstrahlt.
Dem Text der Vision folgend brachte Josef Maria vor der Niederkunft eine angezündete Kerze, wie dies auch im Tafelbild detailgetreu ausgeführt ist, die jedoch „vor diesem göttlichen Lichtglanz wie erloschen war.“
Die Szene der Geburt ist in felsiger Landschaft angesiedelt und kann als Hinweis auf Maria, den „unbehauenen Berg“ („oros alatomitos“), verstanden werden.  
Der Stern kündet hier den Hirten am rechten Bildrand die Geburt des Erlösers - in bildlicher Verknüpfung mit Mt 2,2, nach dem die Weisen dem Stern zur Krippe folgen. Vor den Hirten sollen die Tiere die ersten Zeugen der Geburt gewesen sein, die der Maler hier auf naive Weise ins Geschehen mit einbezieht. Die Anbetung durch die Hirten erscheint in Italien des 14. Jahrhunderts als neues Motiv: Auch den Armen und Geringen ist ein Heiland geboren!


Offenbarungen der hl. Birgitta von Schweden (1302/03-1373)
Vor der Geburt, in der Höhle legte die Jungfrau Schuhe und Mantel ab, nahm sich auch den Schleier vom Haupt und legte ihn neben sich. So war sie nur mit der Tunika bekleidet; ihr schönes, goldenes Haar fiel ihr lose über die Schultern. (...) Als alles vorbereitet war, kniete die Jungfrau in großer Andacht betend nieder. Ihr Rücken war gegen die Krippe gewendet, ihr Antlitz aber gen Osten zum Himmel erhoben. So, mit ausgestreckten Händen und mit zum Himmel gerichtetem Blick, verharrte sie in Ekstase, versunken in Betrachtung und göttliches Entzücken. Während sie so im Gebet war, sah ich, wie sich das Kind in ihrem Leibe bewegte, und plötzlich in einem einzigen Augenblick, gebar sie den Sohn, von dem ein solch unsagbares Licht ausstrahlte, dass nicht einmal die Sonne damit zu vergleichen war und dass die Kerze, welche Joseph gebracht hatte, vor diesem göttlichen Lichtglanz wie erloschen war.. (...) Sogleich sah ich jenes glorreiche Kind nackt und leuchtend auf der Erde liegen (...) die Jungfrau neigte das Haupt, faltete die Hände und betete den Knaben mit großer Ehrfurcht an. Sie sprach zu ihm: „Sei willkommen, mein Gott, mein Herr und mein Sohn.“
Zitiert in: Lexikon der Marienkunde, Bd. I, Regensburg 1967, S. 804 f.

Geburt Christi
1479
Holz, polychrom gefasst
mit Rahmen: H 180 x B 191

in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Kelheim